Meinen Überlegungen nach wäre ich bei Regenwetter von Charleville-Mézières nach Reims mit der Bahn gefahren. Da es aber nicht regnete, wurde dieser Plan verworfen. Das war gut so, denn auf diese Weise lernte ich eine Region kennen, die bisher ein eher "unbeschriebenes Blatt" gewesen war: Le Porcien. Dabei handelt es sich um eine sehr ansehnliche hügelige Ackerlandschaft (Zuckerrüben, Mais, Weizen, Gerste) mit vereinzelten Weiden und Waldstücken. Allerdings gibt es in den kleinen Dörfern keine Cafés und Läden, und ich musste bis Rethel, einem Landstädtchen an der Aisne, warten, bevor ich etwas einkaufen und ein Picknick machen konnte.


Da ich zügig vorankam, erreichte ich nach 96 km Reims. Ein kurzer Rundgang durch das Zentrum überzeugte mich davon, hier übernachten zu wollen, und im zentral gelegenen Hotel Arcade fand ich eine angenehme Bleibe. Nach über einer Woche war ich wieder in einer Großstadt! Bei dem guten Wetter waren an diesem Freitagabend Hinz und Kunz unterwegs. Die Restaurants und Straßencafés konnten sich über mangelnde Kundschaft nicht beklagen.


Wenn man in Reims ist, schaut man sich natürlich die mit ihren Dimensionen beeindruckende Kathedrale an. Notre-Dame de Reims gilt als eine der architektonisch bedeutendsten gotischen Kirchen Frankreichs. Vom 12. bis zum 19. Jahrhundert wurden hier die französischen Könige gekrönt. Sie zählt seit 1991 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Innen beeindrucken drei 1974 von Marc Chagall gestaltete Buntglasfenster sowie die Fenster anderer zeitgenössischer Künstler, die nach und nach die im 1. Weltkrieg zerstörten Fenster aus dem 13. Jahrhundert ersetzten.