Der Mosel-Radweg beginnt in den Vogesen, wo die Mosel/Moselle entspringt, und endet in Koblenz bei ihrer Mündung in den Rhein.


Meine Moselfahrt begann in Toul und führte mich zunächst nach Frouard, einer Kleinstadt 10 km nördlich von Nancy. Und das hatte seinen Grund. Dort verbrachte ich im zarten Alter von nicht einmal 16 Jahren vom 4. bis 25. Juli 1967 drei Wochen als Gast der Familie Graté. Es war meine erste Reise nach Frankreich. Mit der Bahn fuhr ich von Uelzen über Hannover, Frankfurt am Main, Karlsruhe, Strasbourg und Nancy nach Frouard und wurde dort auf dem Bahnhof von meinem Brieffreund Claude und seiner Familie begrüßt. Die Familie wohnte in der Avenue da la Libération. Der Bahnhof ist nach 54 Jahren verwaist, aber die Avenue de la Libération gibt es immer noch. In Erinnerung an meinen Aufenthalt dort fuhr ich die Straße hinunter, konnte allerdings das Haus, in dem die Gratés wohnten, nicht mehr ausmachen. Egal, ich erinnerte mich gern an die nette Familie, an Claudes Freunde und Großeltern, die im nahen Pompey wohnten sowie an die vielen schönen Ausflüge nach Verdun, Metz, Strasbourg, Bar-le-Duc und in die Vogesen, die wir zusammen machten. Im Sommer 1968 hätte mich Claude in Melzingen besuchen sollen. Dazu kam es aber nicht, weil die Familie nach Flers-de-l'Orne in der Normandie umzog und der Kontakt leider nicht weiter aufrechterhalten wurde. Als ich von Juli 1970 bis Dezember 1971 in Caen im Foyer Robert Rême arbeitete, fuhr ich einmal mit einem Mobylette ins 60 km entfernte Flers. Ich wusste, dass die Familie Graté dort eine Papeterie hatte. Das Geschäft fand ich auch, ging hinein und glaubte, Claudes Mutter erkannt zu haben. Ich hatte aber damals nicht den Mut, mich vorzustellen und fuhr wieder nach Caen zurück.


Von Frouard radelte ich über Pont-à-Mousson an der Moselle entlang nach Metz (91 km). In der Nähe des Bahnhofs von Novéant-sur -Moselle kommt man am Mémorial du Wagon de la Déportation vorbei, das an die Convois de la Souffrance erinnert, an die Deportation französischer Juden in Konzentrationslager vom Bahnhof Novéant (damals Neuburg) aus.


In Ars-sur-Moselle kann man Überreste eines römischen Aqueducts bewundern, über das einst Wasser nach Divodorum (heute Metz) floss.


Gegenüber der riesigen Kathedrale fand ich in einem alten Hotel ein sehr schönes Zimmer.


Am nächsten Morgen stand ich zeitig auf, weil mal wieder große Wäsche angesagt war. Nach dem sehr guten Hotelfrühstück fuhr ich an der Moselle entlang durch Industrievororte nach Thionville und weiter nach Schengen. Dabei kommt man an den vier Reaktoren des Atomkraftwerks von Cattenom vorbei. Hinter Malling wird es wieder hügelig und man fährt bis zum Dreiländereck durch Weinberge und Winzerorte. Bei Schengen, dem bekannten Ort, vor dessen Kulisse das gleichnamige Abkommen zum Wegfall der europäischen Grenzkontrollen unterzeichnet wurde, bildet die Mosel die Grenze zu Luxemburg. Eine Brücke führt hinüber nach Perl, der ersten Gemeinde auf deutschem Gebiet. Statt die vielbefahrene Bundesstraße zu nehmen, kletterte ich auf hinauf in die Weinberge, von wo ich einen herrlichen Blick auf das Moseltal hatte.