Über Empelde und Bad Nenndorf erreichte ich nach 40 km Stadthagen. Nicht weit von hier wohnte in einem Dorf ein Bruder meines Vaters, Onkel Alfred. Seit über 50 Jahren habe ich aber keinen Kontakt zu meinen Verwandten gehabt und verspürte auch keine Lust, meine Kusinen zu besuchen, die möglicherweise auch gar nicht mehr leben oder vielleicht weggezogen sind.


Stadthagen ist eine typische deutsche Kleinstadt mit Fachwerkhäusern und einigen Gebäuden der Weser-Renaissance. Auf dem Marktplatz fiel mir auf, dass die "mittlere Generation" fehlte; ich sah in erster Linie Senior*innen und Kinder. Aber das lag wohl daran, dass Menschen zwischen 20 und 60 Jahren an einem Wochentag in der Regel einer Arbeit nachgehen.


Nach knapp 15 km erreichte ich die Residenzstadt Bückeburg. Mit Blick auf das Rathaus aß ich in der "Hofapotheke" zu Mittag. Inzwischen war die Sonne herausgekommen und lud dazu ein, das Schloss zu umrunden. Dabei erinnerte ich mich an den Film "Bach in Brazil" aus dem Jahre 2016, der zum Teil in Bückeburg gedreht wurde.


Auf dem Wege nach Lemgo in Nordrhein-Westfalen überquert man die Weser und kommt am Kloster Möllenbeck vorbei. Es wurde zwischen 1478 und 1505 an der Stelle eines zuvor niedergebrannten Vorgängerbaus im spätgotischen Stil errichtet und gilt als eine der am besten erhaltenen spätmittelalterlichen Klosteranlagen in Deutschland. Aus der ottonischen Zeit sind nur noch die Rundtürme und die Krypta erhalten.


Nach 107 km erreichte ich mein Tagesziel Detmold, wo ich in der Jugendherberge übernachtete, und zwar als einziger Gast. Die JH liegt natürlich am höchsten Punkt der Stadt. Den Hügel nach über 100 km im Regen hochzufahren, machte mir besonderen Spaß. Aber wenigstens hatte ich in der Nacht ein Dach über dem Kopf. So verspürte ich auch keine Lust, noch einmal in die Stadt hinunterzufahren, um zu essen. Das Mittagessen in Bückeburg war reichlich und in der JH gab es zum Trost ein schönes Hefeweizen.

Das Haus wurde hinter mir abgeschlossen. Ich war allein in dem großen Gebäude!