Die verbleibende Strecke nach Albi (45 km) war am Morgen schnell abgestrampelt, zunächst auf der D 631 nach Réalmont und dann auf einem wunderschönen voie verte bis fast nach Albi.


Am Ortseingang befand sich das Gebäude der Sécurité Sociale. In Carcassonne hatte man mir empfohlen, dort zu versuchen, mir einen pass sanitaire ausstellen zu lassen. Das klappte aber leider nicht, weil ich in Frankreich nicht sozialversichert bin und keine Sozialversicherungsnummer und -karte habe. Was tun? Ich entwickelte eine andere Idee: Ich hatte beim Fernsehen mitbekommen, dass man eine Auffrischungsimpfung bekommen könnte, wenn man über 65 Jahre alt wäre und wenn die letzte Impfung mindestens sechs Monate zurückläge. Das war bei mir der Fall. Über die Impfung erhielte ich einen QR-Code und damit einen pass sanitaire. Geimpft wurde in Albi in einem Impfzentrum im Parc des Expositions, das aber montags geschlossen war. Daher entschied ich, zwei Tage in Albi zu verbringen und die Impfung am nächsten Tag zu erledigen. Ich reihte mich am Dienstagmorgen dann auch in die Gruppe der Impfwilligen ein, musste aber unverrichteter Dinge das Impfzentrum wieder verlassen. Es würde nur BioNTech verimpft, und da ich in den USA den Moderna-Impfstoff erhalten hätte, könne man mich nicht impfen. Ich solle doch in einer Apotheke nachfragen, ob man mich dort impfen könnte. Obwohl ich wusste, dass Kreuzimpfungen sehr wohl möglich sind, wollte ich es nicht auf eine Diskussion ankommen und andere Leute warten lassen und ging. Auf dem Wege zurück ins Stadtzentrum hielt ich an einer Apotheke. Ja, sie hätten Moderna, würden aber die Drittimpfung erst nach dem 15. September vornehmen. Wieder nix, dachte ich und erklärte der Apothekerin meine Situation. Sie verschwand eine Weile mit meinem amerikanischen Impfausweis und dann ging alles ganz schnell. Zu dritt generierten der Chef und zwei Angestellte am Computer einen QR-Code. Ich schaute gespannt zu. Irgendwann hörte ich "Bravo!" und hielt zwei Minuten später ein Papier in den Händen, das ich mit der TousAntiCovid-App auf meinem Handy scannen konnte. Wow! Hurrah! Ich konnte es kaum glauben. Das lästige Testenlassen war Vergangenheit!


Den Montagnachmittag verbrachte ich mit einem Rundgang durch wie ich finde eine der schönsten mittelgroßen Städte Frankreichs. Die historische Altstadt mit dem Bischofsviertel gefällt besonders aufgrund des warmen rosaroten Backsteins der alten Gebäude. Vom Garten des Palais Berbie hat man einen schönen Blick auf den Tarn, die Brücken und Stadtteile auf der anderen Seite des Flusses. Im Bischofspalast befindet sich das Musée Toulouse-Lautrec, in dem ich die Ausstellung "Montmartre im 19. Jahrhundert" besuchte.