Der August begrüßt mich am Morgen mit 12 Grad Celsius und einem fast wolkenlosen Himmel. Was für ein tolles Wetter! Als ich Lourdes hinter mich gelassen hatte, entdeckte ich auf dem Weg nach Argelès-Gazost einen Radweg. Es handelte sich um den Voie Verte des Gaves, der Lourdes mit Cauterets verbindet, ein Bilderbuch-Radweg! Bis Pierrefitte-Nestalas gibt es keine Steigungen. Man fährt durch das Tal des Gave de Pau mit herrlichem Blick auf die umliegenden Berge und durch kleine Ortschaften - fantastisch! Hinter Pierrefitte-Nestalas wird das Tal enger. Jetzt fährt man auf der D 921 nach Luz-Saint-Sauveur.


Da es noch relativ früh war, hatte ich kein Problem, in Luz-Saint-Sauveur ein Hotelzimmer zu finden. Das Hôtel Les Templiers, einem älteren Gebäude mit viel Charme, wird von einer Australierin geleitet. Es befindet sich im Ortskern und so konnte ich bei Carrefour Essen besorgen und im Hotelzimmer ein Picknick machen.


Es trieb mich jedoch bald wieder hinaus und ich begab mich ohne Gepäck auf den Weg nach Gavarnie.


"Der Cirque de Gavarnie ist nicht nur ein Gebirgskessel, sondern eine nationale Zwangsvorstellung. Unmöglich, in Paris von den Pyrenäen zu sprechen, ohne daß der andere sagt: « Vous faites le tour des Pyrénées? Alors il faut voir le Cirque de Gavarnie. » Ja doch."


So steht es in "Ein Pyrenäenbuch" von Kurt Tucholsky.


Das kleine Dorf Gavarnie liegt auf 1376 m Höhe. Der Anstieg war sanft und problemlos. An der Pont Napoléon beobachtete ich Bungee-Jumper. Sollte ich das auch mal probieren? Na vielleicht besser nicht! In Gavarnie-Gèdre erlebte ich während einer Kaffeepause das 100 m-Finale bei den Olympischen Spielen in Tokio. Gutes Timing! In Gavarnie konnte ich ein langes Stück auf dem Chemin du Cirque fahren, aber irgendwann musste ich mein Fahrrad abstellen und zu Fuß weitergehen. Trotz der Wolken war der Blick auf den Felsenkessel großartig, fand ich.


Kurt Tucholsky sah das seinerzeit anders: "Die Felswände stehen im gigantischen Halbkreis, oben liegt etwas Schnee, und das Ganze ist schön anzusehen. Aber mehr nicht - und warum so ein Geschrei daraus gemacht wird, weiß ich nicht."


Vor der Rückfahrt nach Luz-Saint-Sauveur kaufte ich in einem kleinen Laden noch Kekse, Bananen und Avocados für die bevorstehende Fahrt zum Col du Tourmalet ein. Dann ging es rasant hinunter ins Tal.


Ich beschloss den Tag (77km) mit einem richtigen vegetarischen Gericht: "Quinoa mit Sonnengemüse". Sehr lecker und das richtige Essen zur Vorbereitung auf den kommenden Tag.