Nach einem sehr guten Hotelfrühstück verließ ich um 8:10 Uhr bei schönem Wetter Luz-Saint-Sauveur. Gleich am Ortsausgang beginnt der Aufstieg zum Col du Tourmalet. Er ist mit 2115 Metern über dem Meeresspiegel der höchste asphaltierte Straßenpass der französischen Pyrenäen und verdankt seinen hohen Bekanntheitsgrad der Tatsache, dass er bei der Tour de France sehr häufig überquert wird. Dadurch wurde der Pass auch zu einem beliebten Ziel für ambitionierte Freizeitradfahrer. Bei einer Pyrenäendurchquerung gehört er unbedingt dazu. Während jedoch die meisten Radfahrer den Aufstieg ohne Gepäck vornehmen und oft auf derselben Strecke wieder ins Tal zurückfahren, hatte ich ein vollbepacktes Rad, weil ich nach Sainte-Marie de Campan auf der Ostseite hinunterfahren wollte. Die Strecke von Luz-Saint-Sauveur bis zur Passhöhe ist ca. 18 km lang. Die maximale Steigung beträgt etwa 10%, die mittlere Steigung 7,6%. Ich ging es langsam an und machte alle zwei Meilen eine Pause. Der Autoverkehr hielt sich in Grenzen, aber viele Radfahrer waren unterwegs und warfen mir ein "Bon courage!" zu, wenn sie mich überholten. Bis Barèges fuhr ich im Schatten, aber nach der Hälfte der Strecke befand ich mich oberhalb der Baumgrenze und genoss die Sonne und den herrlichen Blick auf die Berglandschaft. Der letzte Kilometer hatte es besonders in sich, aber ein Lächeln war angesagt, weil dort Fotografinnen darauf warteten, Erinnerungsfotos zu machen und zu verkaufen.


Geschafft! Um 13:23 Uhr kam ich auf der Passhöhe an und konnte mich freuen. Bei Kaffee und Kuchen feierte ich meine Leistung. Die Abfahrt nach Sainte-Marie de Campan machte eigentlich keinen Spaß. Es war ziemlich windig und kühl und irgendwie war die Begeisterung auf der Passhöhe geblieben. Außerdem musste ich den hässlichen Skiort La Mongie durchqueren. Im Hôtel des Deux Cols warteten nach 37 km aber ein Zimmer und ein Abendessen in einem gemütlichen Restaurant auf mich.