Da ich nur schwer einschlafen konnte, lag es nahe, einen Teil der Nacht am Fernseher zu verbringen. Ein Film über das Leben Bert Trautmanns, der als kriegsgefangener Deutscher in England bei Manchester City im Tor stand und dort zu Ehren kam, hielt mich wach,

bis ich um 6 Uhr aufstand und trotz leichten Regens einen kleinen Rundgang durch die noch schlafende Stadt unternahm. Bei diesem Wetter und menschenleer wirkte die Altstadt von Monschau trotz der Fachwerkromantik deprimierend: eng, krumm und feucht. Oder war es meine Müdigkeit, die diesen Eindruck hervorrief?


Vielleicht würde nach dem Frühstück alles anders aussehen! Zumindest hörte es auf zu regnen, als ich gegen 9 Uhr losfuhr, und der Aufstieg zum Hohen Venn auf 622 m gestaltete sich problemlos. An der Grenze passierte gar nichts: Keine Menschenseele war zu sehen. Wenn das Hinweisschild nicht gewesen wäre, hätte man gar nicht gemerkt, in Belgien angekommen zu sein. Schengen sei Dank!


Eupen war schnell erreicht. Zu meiner Überraschung fuhr ich fast nur durch Wald, dabei hatte ich mir das Hohe Venn eher als baumarme Hochebene vorgestellt. Nach einer Kaffeepause ging es weiter nach Spa, einer belebten Bäderstadt mit einigen imposanten Gebäuden, die gerade renoviert wurden. Eine Karte, die ich im Verkehrsbüro erhielt, erleichterte die Orientierung und die Planung der weiteren Route. Bis Remouchamps musste ich bei starkem Wind wieder einige Bergstrecken bewältigen. Da es aber sonnig und kühl war, ging es gut voran, und die anschließende Fahrt durch das schöne Tal der Amblève und das der Ourthe bis Hamoir machte richtig Spaß. Wo würde ich übernachten? Da es schon ziemlich spät war, buchte ich eine Unterkunft in Heyn und machte erst einmal Rast im Restaurant Le Clapotis in Hamoir, um dort mit Blick auf die Ourthe zu Abend zu essen.


Bis Heyn wären es ca. 10 km - dachte ich. Der Radweg am Fluss ließ sich zunächst gut befahren, wurde dann aber ziemlich schlammig und verdreckte das Fahrrad und meine Schuhe. So gelangte ich schließlich nach Bomal Gare und erreichte nach 103 km nach einer abendlichen Fahrt durch das romantische Tal der Aisne das Dörfchen Heyn. Zwischenzeitlich hatte ich schon überlegt, ob ich nicht lieber zelten sollte, wenn ich die Unterkunft nicht vor Sonnenuntergang erreichen würde, aber die Weiterfahrt lohnte sich. Meine Gastgeber begrüßten mich 100 m vor dem Haus, das sie vor einigen Jahren erworben hatte, nachdem sie ihren Bäckereibetrieb aus gesundheitlichen Gründen aufgeben mussten. Ein kleines Nebenhaus - vielleicht war es einmal ein Hühnerstall - wurde in ein Gästezimmer mit Dusche und WC umgewandelt, und daselbst verbrachte ich eine ruhige Nacht.