Am Morgen des 14. August holten Werner und ich den bestellten Mietwagen am Flughafen ab und fuhren bei schönstem Wetter durch das Tal der Aude über Limoux und Quillan nach Axat und dann eine abenteuerliche Strecke hinauf zum Col de Pailhères und wieder hinab nach Ax-les-Thermes im Tal der Ariège. Von Ax waren es noch 50 km bis Encamp, wo wir uns für sechs Nächte im Hotel Univers eingemietet hatten. Unsere Zimmer mit Balkon und Blick auf einen rauschenden Bach sowie die Nähe zweier Supermärkte luden dazu ein, das Abendessen im Hotel einzunehmen. Es gab zwar auch ein Restaurant, aber just an dem Abend, an dem wir vorhatten, dort anstandshalber einmal zu essen, war es ausgebucht.


Wir waren an den sechs Tagen in Andorra sehr aktiv und eigentlich ständig als Wandersleute unterwegs und erkundeten dabei die verschiedensten Regionen des kleinen Landes: Zum Stausee Estany d'Engolasters und hinab nach Andorra la Vella, zum Pic de Tristagne (2878 m) an der Grenze zu Frankreich, durch das Gletschertal Vall del Madriu-Perafita-Claror, das 2004 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde, zum Llac de Pessons, zum Mirador Roc del Quer und zum Col de Botella an der Grenze zu Spanien.


Andorra ist absolut eine Reise wert! Wer gerne wandert, kommt auf seine Kosten. Es gibt Wanderwege in Hülle und Fülle und die Landschaft ist trotz der geringen Größe des Landes recht abwechslungsreich. Die Anfahrt ist problemlos, weil Andorra über ein ausgezeichnetes Straßennetz verfügt. Außerdem lassen sich viele Wandergebiete mit Bussen, Seilbahnen und Sesselliften erreichen. Wer gerne einkauft, findet in Andorra la Vella ein Shoppingparadies. Auf der Haupteinkaufsstraße meint man, sich am Time Square oder auf der Frankfurter Zeil zu befinden. Auch aufgrund des hohen Touristenaufkommens ist die Verständigung nie ein Problem: English spoken. Mit Französisch geht es natürlich auch, aber besser mit Castellano. Zwar ist die offizielle Landessprache in Andorra Catalán, aber die meisten Bewohner sprechen Castellano, also das, was wir Spanisch nennen. Was uns besonders auffiel - und gefiel - war die Ruhe, die die Menschen in Andorra in allen Lebenslagen ausstrahlten. Von Hektik keine Spur! Und natürlich hatten wir ein Riesenglück mit dem Wetter: Meist Sonne pur. Die Regentropfen ließen sich an einer Hand abzählen.


Über Ax-les-Thermes, den Col du Chioula und das Plateau de Sault fuhren wir am 20. August nach Carcassonne zurück. Das hübsche Städtchen Mirepoix lag auf der Strecke und eignete sich in hervorragender Weise für ein Mittagessen. In Carcassonne angekommen, führte unser erster Weg zum Bahnhof, um Fahrkarten für den Zug nach Agde zu kaufen, wo wir am kommenden Tag das Boot für unsere Fahrt auf dem Canal du Midi übernehmen würden. Das Abendessen, ein leckeres Gemüsecouscous, nahmen wir in einem tunesischen Restaurant in der Innenstadt ein und die Nacht verbrachten wir wieder bei Madame und Monsieur in der B & B Aude-Cité.